Kunst bedeutet Träumen

2015 Palais Hirsch, Schwetzingen, Deutschland
by Panos Kabolis
Curator  

Der Titel, Kunst bedeutet Träumen“ ist zentral für das Werk von Politi.  Nicht nur die Thematik sondern auch die Darstellung und die Handhabung der Materie verweisen auf Traumsituationen die sich realisieren können (oder auch nicht), auf Erlebnisse, die wieder in Erinnerung gerufen werden können. Charakteristisch ist das Werk Nr.1 das mühelos auf Griechenland, Meer, Reisen, Ferien verweist. Ein kennzeichnendes Element ist der Gebrauch des Zeichnens der Grundrisse und die Vermeidung der Füllung der Fläche mit Farbe.  Weitere Merkmale sind die großen Handbewegungen mit dem Pinselstrich wie auch die absichtliche Unterlassung der Perspektive in den meisten Werken. Nach meiner Meinung beschränkt sich die schlichte –fast spartanische- Darstellung (mit vielen freien farbelosen Stellen) zwangsläufig auf das Wesentliche und lädt den Zuschauer ein, das Werk nicht nur optisch sondern auch einfühlsam zu betrachten.  Zusätzlich trägt das Fehlen des Hintergrunds zum Eindruck der Zeitlosigkeit bei.

Die Künstlerin selbst hat oft das Thema der Wiederholung in ihrem Werk angesprochen.  Laut ihr habe die Wiederholung eines Musters für den Künstler eine entspannende Wirkung, fast therapeutisch.  Die Wiederholung verweist natürlich auf griechische volkstümliche Verzierungselemente.  Dazu noch kann man in ihr eine tiefere philosophische Dimension erkennen: sie hat mit dem Einklang mit dem sich wiederholenden Rhythmus der Natur und des Lebens zu tun.

Im Werk von Politi ist das weibliche Element deutlich nachweisbar.  Nicht nur durch die Mittel (nähen, sticken) sondern auch durch das Gefühl der Schwerelosigkeit, der Durchsichtigkeit.  Die Leichtigkeit ist jedoch nur ein Schein.  Die Künstlerin fordert den Zuschauer auf, unter der Oberfläche zu suchen, sich selbst zu kennen.

Ein anderes zentrales Element ist das menschliche.  Das Interesse an den menschlichen Beziehungen.  Fast alle Werke stellen Menschen, Paare, Gruppen von Menschen dar.  Manche Werke verweisen auf Hochzeitstafeln, auf feierliche Versammlungen.  Man hätte sagen können, dass ihr Werk für die Verwerfung der Tradition und der untergeordneten Stellung der Frau in einer traditionellen Gesellschaft plädiert z.B. die Benutzung der Mitgiftstücke auf eine Weise, die für griechische Verhältnisse einem Sakrileg gleichgestellt ist.  Das ist jedoch eine Feststellung auf erster Ebene.  Auf zweiter Ebene glaube ich, dass diese Handlungen Verständnis, Einfühlung und letztendlich Akzeptanz der Unterschiede unter den Menschen beinhalten.